Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
G
- Gänsefingerkraut
Botanische Bezeichnung
Gänse-Fingerkraut – Potentilla anserina L.
Pflanzenfamilie
Rosengewächse (Rosaceae)Wissenswertes zur Pflanze
Das Gänsefingerkraut ist sehr vielgestaltig und kommt mit zwei Unterarten, ssp. egedii und ssp. anserina, letztere dann mit mehreren Varietäten und Formen, in den gemäßigten und kalten Zonen der gesamten Nordhalbkugel verbreitet vor. Es wächst dort auf Weiden, Angern und an Wegrändern. Der Gattungsnamen Potentilla lässt sich möglicherweise auf lat. ‚potentia’ (= Macht) zurückführen, ergänzt durch die Verkleinerungsform ‚-illa’. Gemeint ist damit die mehreren Arten zugeschriebenen Heilkraft im Sinne von „kleines, heilkräftiges Kraut“. Allerdings ist diese Herleitung nicht gesichert. Das Artepitheton anserina wird aus dem Lateinischen direkt übersetzt (lat. ‚anserinus’ = Gänse-, ‚anser’ = Gans). Damit wird auf den Umstand angespielt, dass das Gänsefingerkraut auf Gänseangern und Gänseweiden wächst und von Gänsen auch gerne gefressen wird.Das Gänsefingekraut, P. anserina ssp. anserina, ist eine Staude mit einer grundständigen Rosette aus bis zu 20 cm langen Fiederblättern mit 5 bis 25 wechsel- oder gegenständigen Fiederpaaren. Die einzelnen Fiederblättchen sind - je nach Varietät oder Form - meist beidseitig weiß-seidig behaart, schmal-länglich und mit tief gesägtem Rand. Die ebenfalls gefiederten Stängelblätter sind deutlich kleiner. Die blühenden Sprosse sind weitgehend blattlos, kriechen am Boden und werden bis zu 80 cm lang. An ihren Knoten schlagen kleine Würzelchen aus, mit denen die Blütensprosse am Boden haften. Auch bilden sich in den Knoten die Blütenstiele, an deren Enden je eine leuchtend gelbe Blüte steht. Diese ist 1,5 bis 3 cm im Durchmesser und hat 5, selten 4 Blütenblätter, die doppelt so lang wie die Kelchblätter sind; im Zentrum stehen - wie für die Rosengewächse charakteristisch - viele (bis zu 20) Staubblätter um die Fruchtblätter herum. Blütezeit ist Mai bis August.
Arzneilich verwendeter Pflanzenteil (Droge)
Verwendet wird das kurz vor der Blüte oder zur Blütezeit geerntete Kraut, bestehend aus Blättern, Blüten und Blütenstängeln (Anserinae herba). Die Droge des Handels stammt aus Ungarn, Kroatien und Polen.Inhaltsstoffe der Droge
Gänsefingerkraut enthält Gerbstoffe (vorwiegend Ellagitannine) und Flavonoide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Gänsefingerkrauts (Anserinae herba) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bBei leichten dysmenorrhoischen Beschwerden (= Beschwerden im Zusammenhang mit der Regelblutung) und zur Therapie leichter, unspezifischer, akuter Durchfallerkrankungen; äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut (Kommission E).Traditionelle Anwendung
Bisher noch keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Geschnittenes Gänsefingerkraut zur Teebereitung
Trockenextrakt in Dragees
Alkoholische Extrakte in TropfenDosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: zwischen den Mahlzeiten mehrmals täglich eine Tasse Gänsefingerkrauttee trinken. Mittlere Tagesdosis 4 bis 6 g Droge. Der Teeaufguss kann auch zur Mundspülung und zum Gurgeln verwendet werden.Bereitung eines Teeaufgusses
2 g fein geschnittenes Gänsefingerkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 Min. abseihen.
Hinweise
Zur Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Erfahrungen vorNebenwirkungen
Beschwerden bei Reizmagen können verstärkt werden.Wechselwirkungen
Keine bekannt- Gewürznelken
Botanische Bezeichnung
Gewürznelkenbaum – Syzygium aromaticum (L.) Merr. et L. M. Perry
Familie
Myrtengewächse (Myrtaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Ursprungszentrum des Nelkenbaums ist eine vulkanische Inselkette westlich von Neu-Guinea gelegen, wo auch heute noch wilde Gewürznelkenbäume vorkommen. Von dort gelangte er auf die südlich davon gelegenen Inseln Ambon und Seram und wurde dort allmählich domestiziert. Heute wird der Gewürznelkenbaum als Nutzpflanze in vielen tropischen Ländern kultiviert. Das Artepitheton aromaticum beschreibt den intensiven, aromatischen Geruch der Blätter. Der immergrüne Nelkenbaum wird 20 m hoch, trägt ledrige, glänzende Blätter und weißlich-rosa Blüten in dreifach dreigabeligen Trugdolden.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blütenknospen („Gewürznelken“) mit ihrem typischen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Er wird durch ein ätherisches Öl („Nelkenöl“) verursacht, das in großen Ölbehältern im Blütengewebe liegt. Die im Handel befindliche Droge, die auch als Gewürz Verwendung findet, wird aus Madagaskar, Indonesien, Malaysia, Sansibar, Pemba, Sri Lanka und Südamerika importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Gewürznelken enthalten ätherisches Öl („Nelkenöl“) mit seinem aromatischem Geruch nach Eugenol (Hauptkomponente), außerdem Flavonoide und Gerbstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Gewürznelken (Caryophylli flos)
- Nelkenöl (Caryophylli floris aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Arzneiliche Verwendung findet nur das ätherische Öl und das daraus isolierte Eugenol. Nelkenöl wird lokal bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut angewendet und in der Zahnheilkunde zur örtlichen Schmerzstillung (Kommission E).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Gewürznelken als aromatisierender Bestandteil in Teemischungen
- Nelkenöl in Mundwässern (1 – 5%)
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Ansonsten mehrmals tägliche Spülungen des Mundes mit verdünnten Mundwässern; zur lokalen Schmerzstillung in der Zahnheilkunde wird Nelkenöl unverdünnt angewendet.Nebenwirkungen
Unverdünnt kann Nelkenöl Gewebereizungen hervorrufen
Wechselwirkungen
Nicht bekannt
- Ginkgo
Botanische Bezeichnung
Ginkgobaum - Ginkgo biloba L.
Familie
Ginkgogewächse (Ginkgoaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Elefantenohrbaum, Fächerblattbaum, Tempelbaum
Wissenswertes zur Pflanze
Der Ginkgobaum, ein 30 bis 40 m hoher Baum, ist der einzige noch lebende Vertreter der im Mesozoikum auf der Erde weit verbreiteten Ginkgoatae, eine Untergruppe der Gymnospermae (Nacktsamer). Er ist in Ostasien heimisch, kommt dort aber nicht mehr wild vor, sondern wird seit Urzeiten als Tempelbaum kultiviert. Da er sehr dekorativ ist und äußerst widerstandsfähig gegen Luftverschmutzung, wird er heute in Europa und Nordamerika in den Städten als Zierbaum angepflanzt. Der Baum ist zweihäusig, d.h. es gibt Bäume mit männlichen und Bäume mit weiblichen Blüten.
Der lateinische Name ist das Ergebnis eines orthographischen Fehlers, den Kaempfer (1651-1716) aus der japanische Bezeichnung „gin = silber“ und „kyo = Frucht“ gebildet hat und von Linné übernommen wurde (eigentlich Ginkyo). Damit sind die silbrigen, essbaren Kerne gemeint, die in den aprikosenartigen Früchten enthalten sind. Das Artepitheton biloba bezieht sich auf die für den Baum so typischen zweilappigen Blätter mit ihrer gabeligen Nervatur (lat. ‚bilobus’ = zweilappig).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter
Inhaltsstoffe der Droge
Ginkgoblätter enthalten Flavonoide, Diterpenlactone (Ginkgolide), Bilobalid und Ginkgolsäuren.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Ginkgoblätter (Ginkgo folium)
- Quantifizierter gereinigter Ginkgotrockenextrakt (Ginkgo extractum siccum raffinatum et quantificatum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung- Symptomatische Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts bei demenziellem Syndrom: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen. Zur primären Zielgruppe gehören Patienten mit demenziellem Syndrom bei primär degenerativer Demenz, vaskulärer Demenz und Mischformen.
- Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit bei Stadium II nach Fontaine (Claudicatio intermittens) im Rahmen physikalisch-therapeutischer Maßnahmen, insbesondere Gehtraining.
- Schwindel, Tinnitus vaskulärer oder involutiver Genese
- (Kommission E, ESCOP, klinische Studien)
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- In festen und flüssigen Arzneiformen wird ein spezieller Trockenextrakt mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEVnativ) von 35-67:1 (Auszugsmittel: Aceton 60%) verarbeitet. Der Extrakt ist quantifiziert auf 22-27% Flavonoide, ber. als Flavonoidglykoside sowie 5-7% Terpenlactone, davon 2,8-3,4% Ginkgolide A, B und C und 2,6-3,1% Bilobalid
- Ginkgo Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Mit einer Teezubereitung von Ginkgoblättern wird die wirksame Dosis nicht erreicht, deshalb ist vom Trinken eines Ginkgotees abzuraten. Außerdem ist die Konzentration an schädlichen Ginkgolsäuren in den im Handel befindlichen Tees nicht kontrolliert.Hinweise
Bei Überempfindlichkeit gegen Ginkgo biloba müssen Ginkgozubereitungen in jeder Form gemieden werden. Während der Schwangerschaft, und Stillzeit soll Ginkgo nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden, da bisher noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.
Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Ginkgo treten sehr selten leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder allergische Hautreaktionen auf. Bei Langzeitanwendung von Ginkgo wurden Einzelfälle von Blutungen beobachtet, deren ursächlicher Zusammenhang mit der Einnahme von Ginkgo-Zubereitungen nicht gesichert ist. Von einer gleichzeitigen Einnahme von Arzneimitteln, die die Blutgerinnung hemmen, wird abgeraten.
- Ginseng
Botanische Bezeichnung
Koreanischer oder Echter Ginseng – Panax ginseng C.A. Meyer
Sibirischer Ginseng – Eleutherococcus senticosus (Ropr. et Maxim.) Maxim.
Chinesischer Ginseng oder Notoginseng – Panax pseudoginseng Wall. [Syn. Panax nothoginseng (Burk.) F.H. Cheng]
Amerikanischer Ginseng – Panax quinquefolius L.Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gattungsname Panax kann mit „alles heilend“ übersetzt werden, abgeleitet von griech. ‚pan’ (= alles) und ‚akos’ (=Heilmittel, Heilung). Auch der deutsche Gattungsname „Kraftwurz“ verweist auf die Kraft spendende Eigenschaft, wobei diese ausschließlich den Wurzeln zukommt. „Ginseng“ ist die eingedeutschte Schreibweise des chinesischen Namens für den Koreanischen Ginseng: ‚schen-schen’ oder ‚schin-schen’. Die Gattung Eleutherococcus wird in der Literatur auch unter dem Synonym Acanthopanax geführt, da sie 1894 der Gattung Acanthopanax einverleibt wurde, sozusagen als „Panax mit Dornen“ (von griech. ‚acantha’ = Dorn); Eleutherococcus blieb dabei eine eigenständige Sektion. 1920 wurden die Arten der Sektion Eleutherococcus wieder ausgegliedert. Die dem Sibirischen Ginseng anhaftenden Dornen sind im Artepitheton senticosus erhalten (lat. ‚sentis’ = Dorn, suffix –osus = reich an, somit „dornenreich“). Im Deutschen wurde diese Art wegen ihrer Kraft spendenden Wurzel auch als „Ginseng“ bezeichnet. Der Chinesische Ginseng ist dem Koreanischen Ginseng ähnlich, was im Artepitheton pseudoginseng zum Ausdruck kommt (griech. ‚pseudo’ = täuschen, hier im Sinne von „vortäuschen“ = täuscht Ginseng vor).
Der Koreanische Ginseng wächst in den schattigen Gebirgswäldern Ostasiens von Nepal über Korea bis zur Mandschurei. Verbreitungsgebiet des Sibirischen Ginsengs ist Ostsibirien und dort die Gebiete um Khabarovsk, Primorsk sowie das mittlere Amurgebiet. Der Chinesische Ginseng ist in den bergigen nordöstlichen Provinzen Chinas heimisch. Der Amerikanische Ginseng wächst in den schattigen, feuchten Wäldern im nördlichen und mittleren Teil Nordamerikas sowie in Teilen Kanadas.
Der Koreanische Ginseng ist eine 30 bis 80 cm hohe Pflanze mit rundem Stängel, an dem meist vier lang gestielte, 5-zählig gefingerte Blätter in einem endständigem Wirtel stehen. Je 15 bis 30 kleine weiß-grünliche Blüten stehen in Dolden. Aus den Fruchtknoten bilden sich etwa erbsengroße, kugelige, scharlachrote, glänzende Beeren, die je zwei Samen enthalten. Besonders charakteristisch ist die spindelförmige Wurzel mit geteilter Spitze, die der Gestalt eines Menschen ähnlich ist. Die anderen Panax-Arten sind im Habitus dem Koranischen Ginseng ähnlich, der Sibirische Ginseng (Eleutherococcus senticosus) ist ein 2 bis 3 m hoher Strauch mit bedornten Zweigen, Blattstielen und Blattnerven.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Wurzeln. Der Koreanische Ginseng wird als Weißer und Roter Ginseng gehandelt. Beim Weißen Ginseng werden die Wurzeln nach der Ernte gewaschen und sofort getrocknet. Roten Ginseng erhält man, wenn man die Wurzeln nach der Ernte mehrere Stunden brüht, wodurch sie beim Trocknen dann hornartig durchscheinend werden und eine rötliche Farbe annehmen. Die Droge wird hauptsächlich aus Korea und China importiert. Die Wurzeln des Sibirischen Ginsengs, bei uns als „Taigawurzel“ im Handel, stammen aus Wildvorkommen in Russland. Die Wurzeln des Chinesischen Ginseng werden aus China importiert, die Wurzeln des Amerikanischen Ginsengs sind bei uns nicht handelsüblich.
Inhaltsstoffe der Droge
Die Wurzeln des Koreanischen Ginsengs enthalten Ginsenoside (bisdesmosidische Triterpensaponine vom Dammarantyp), Polyacetylene, Phenolcarbonsäuren, Peptidoglykane und Polysaccharide.
Die Wurzeln des Sibirischen Ginsengs (Taigawurzel) enthalten Lignane, Hydroxycumarine, Triterpensaponine, Steroidglykoside, Phenylacrylsäure-Deriva¬te und Polysaccharide (Eleutherane).
Die Wurzeln des Chinesischen Ginsengs enthalten Ginsenoside, Notoginsenoside, Polyacetylene und Polysaccharide.Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Ginsengwurzel (Ginseng radix)
- Taigawurzel (Eleutherococci radix)
- Notoginsengwurzel (Notoginseng radix)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Koreanischer und Sibirischer Ginseng: Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz (Kommission E, ESCOP). Der Chinesische Ginseng ist eine Droge der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).Traditionelle Anwendung
Koreanischer und Sibirischer Ginseng: Traditionell angewendet zur Besserung des Allgemeinbefindens (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Ginsengwurzel
- geschnittene Ginsengwurzel als Tee
- pulverisierte Droge lose oder in Kapseln
- Trockenextrakt in Pastillen, Kapseln, Dragees oder gelöst in Tonika
- Dickextrakt zur Teebereitung
- Fluidextrakt in Tropfen
Taigawurzel
- Trockenextrakt in Tabletten und Kapseln
- Fluidextrakt in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich über 3 bis 4 Wochen eine Tasse Ginsengtee trinken. Mittlere Tagesdosis 2,0 bis 3,0 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
3 g fein geschnittene Ginsengwurzel mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Für die Anwendung von Ginsengwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Eine strenge Indikationsstellung ist daher wichtig. Dies gilt auch für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren.
Die Anwendungsdauer sollte nicht länger als 3 Monate wegen fehlender Langzeitstudien betragen. Bei Bluthochdruck ist Vorsicht geboten.Nebenwirkungen
Selten Übelkeit, Magenbeschwerden und leichter Durchfall.
Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Einnahme von die Blutgerinnung hemmenden Arzneimitteln vom Cumarin-Typ (Phenprocoumon, Warfarin) muss eine engmaschige Kontrolle der Gerinnungsparameter erfolgen und die Dosis entsprechend angepasst werden.
- Goldrute
Botanische Bezeichnung
Echte (Gewöhnliche) Goldrute – Solidago virgaurea L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Formenkreis der Echten Goldrute ist über große Teile Europas, Asiens (mit Ausnahme des subtropisch-tropischen Teils), Nordafrika und Nordamerika verbreitet. In Europa kommt sie in zwei Unterarten (Subspecies – ssp.) vor, Solidago virgaurea ssp. virgaurea und ssp. minuta. Letztere ist in den hohen Lagen der europäischen Gebirge, nicht unter 1500 m, verbreitet. Arzneilich wird die ssp. virgaurea genutzt, die in lichten gras- und krautreichen Laub- und Mischwäldern, Heiden und Magerweiden wächst und auch in höhere Berglagen vordringen kann. Die beiden anderen Goldrutenarten, in Nordamerika heimisch, sind in Europa eingebürgert, wobei die Kanadische Goldrute inzwischen in Mitteleuropa an Ufergebüschen, an Wegrändern und auf Brachland weit verbreitet ist.
Der Gattungsname Solidago, abgeleitet von lat. ‚solidus’ (= fest, hart) mit dem bei Pflanzen häufigen Suffix ‚ago’, macht deutlich, dass die Pflanze gegen Knochenbrüche helfen soll. Das Artepitheton virgaurea setzt sich aus lat. ‚virga’ (= Reis, Rute) und lat. ‚aurea’ (= golden) zusammen, womit die leuchtend gelbe Farbe der Blüten angesprochen wird. Diese Eigenschaft kommt auch im deutschen Namen „Goldrute“ zum Ausdruck, der allerdings für die ganze Gattung verwendet wird, hier dann verstärkt durch die Zusatzbezeichnung „Echte Goldrute“.
Die ausdauernde Echte Goldrute (Photo) wird bis zu 1 m hoch. Sie zeichnet sich durch die leuchtend gelben Blütenköpfchen aus, die in einfachen oder zusammengesetzten Trauben zusammenstehen. Die 6 bis 12 Zungenblüten stehen locker um die ebenfalls gelben Scheibenblüten. Blütezeit ist Juli bis September. Die unteren Laubblätter sind eiförmig oder elliptisch, die mittleren länglich-elliptisch, die obersten mehr oder weniger sitzend und schmal lanzettlich. Es handelt sich in Bezug auf die Blattform, die Behaarung und in Bezug auf die Anordnung der Blüten um eine sehr polymorphe (vielgestaltige) Art, von einer Unterteilung in Varietäten und Formen hat man aber abgesehen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten oberirdischen, blühenden Teile, bestehend aus den Stängeln, Blättern und Blüten. Die Echte Goldrute liefert das „Echte Goldrutenkraut“, die Riesengoldrute und die Kanadische Goldrute das „Goldrutenkraut“; die Handelsdrogen stammen aus Kulturen in Deutschland, Polen und den Balkanländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Echtes Goldrutenkraut enthält Flavonoide, Triterpensaponine (Virgaurea-Saponine) und Phenolglykoside. Goldrutenkraut ist mit Flavonoiden und Triterpensaponinen chemisch sehr ähnlich, Phenolglykoside fehlen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Echtes Goldrutenkraut (Solidaginis virgaureae herba)
- Goldrutenkraut (Solidaginis herba)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnsteinen und Nierengrieß; zur vorbeugenden Behandlung bei Harnsteinen und Nierengrieß (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Echtes Goldrutenkraut als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Echtes Goldrutenkraut wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Echtes Goldrutenkraut zur Erhöhung der Urinmenge und damit unterstützend bei leichten Beschwerden der ableitenden Harnwege eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Nieren (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittenes (Echtes) Goldrutenkraut als Tee
- Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Instant-Tees
- Alkoholische Auszüge in Tropfen und Saft
- Fluidextrakt in Tropfen
- Wässrige Auszüge in Lösungen
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse (Echtes) Goldrutenkrauttee zwischen den Mahlzeiten trinken; mittlere Tagesdosis 10 bis 20 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
3 bis 5 g (1 bis 2 Teelöffel) fein geschnittenes Echtes Goldrutenkraut mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit (Echtem) Goldrutenkraut nicht durchgeführt werden. Von einer Kombination mit synthetischen entwässernden Arzneimitteln (Diuretika) wird abgeraten. Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden.
Für die Anwendung von Goldrutenkraut während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Bei Einnahme von (Echtem) Goldrutenkraut kommt es gelegentlich zu Magenbeschwerden oder zu Hautreaktionen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt