Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
K
- Kamille
Botanische Bezeichnung
(Echte) Kamille – Matricaria recutita L.
Familie
Korbblütler (Asteraceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Deutsche Kamille, Feldkamille
Wissenswertes zur Pflanze
Die Kamille ist in Süd- und Osteuropa sowie Vorderasien beheimatet, heute jedoch in ganz Europa, Nordamerika und Australien verbreitet. Kultiviert wird sie in Bulgarien, Ungarn, Ägypten und Argentinien, nur sehr eingeschränkt in Deutschland und Spanien. Der Gattungsname leitet sich vom Lateinischen „matrix“ (= Gebärmutter; genitive Form = matricis) ab und weist darauf hin, dass die Pflanze volksheilkundlich gegen Frauenleiden verwendet wurde.
Die Kamille wird 20 bis 40 cm hoch und trägt 2- bis 3-fach gefiederte Blätter mit feinen, langen Fiedern. Die Blütenköpfchen bestehen aus gelben Röhrenblüten, die auf einem kegelförmig gewölbten Blütenboden stehen, umgeben von ca. 15 weißen Zungenblüten. Ob es sich wirklich um die Echte Kamille handelt, lässt durch einen Längsschnitt durch die Blüte feststellen: der Blütenboden muss hohl sein. Die Kamille wächst gerne am Weg- und Ackerrand und blüht von Mai bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die Blüten mit ihrem typischen Kamillengeruch, der durch das darin enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Es ist in Drüsenschuppen auf der Oberfläche der Blüten enthalten und wird frei, wenn man beim Zerreiben diese Drüsen verletzt.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Ungarn, Argentinien und Ägypten.Inhaltsstoffe der Droge
Kamillenblüten enthalten ätherisches Öl („Kamillenöl“) mit Sesquiterpenen (Bisabolol, Bisabololoxide) und En-In-Dicycloethern. Das ätherische Öl ist intensiv blau gefärbt, weil während der Wasserdampfdestillation aus dem nicht flüchtigen Matrizin das blau gefärbte, flüchtige Chamazulen entsteht. Außerdem Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Schleimstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Kamillenblüten (Matricariae flos)
- Kamillenfluidextrakt (Matricariae extractum fluidum)
- Kamillenöl (Matricariae aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Äußerlich (Kommission E, ESCOP)- Bakterielle Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleischs
- Zur Wundbehandlung bei oberflächlichen Hautverletzungen, Ulcus cruris, Dekubitus, Verbrennungen, Operationswunden, Bestrahlungsschäden, Sonnenbrand, Frostbeulen.
- Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich (Bäder, Spülungen)
- Atemwegsinfekte und Reizzustände der Luftwege (Inhalationen)
Innerlich (Kommission E, ESCOP)
- Krämpfe im Magen-Darm-Bereich
- Entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (z.B. bei Gastritis und Magengeschwüren)
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion bzw. zur Besserung des Befindens bei Magenbeschwerden bzw. zur Unterstützung der Hautfunktion bzw. zur Unterstützung der Funktion der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Kamillenblüten als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Alkoholische Auszüge und Fluidextrakt in Tropfen zur Einnahme
- Trockenextrakte in Dragees
- Alkoholische Auszüge in Cremes, Salben, Mundsalben und Bädern zur äußerlichen Anwendung
- Kamillenöl in Heilsalben, Bädern und Lösungen zur äußerlichen Anwendung
- Kamille Urtinktur in flüssigen Zubereitungen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich 1 Tasse frisch bereiteten Kamillentee zwischen den Mahlzeiten warm trinken. Der Tee kann auch zu Mundspülungen oder zum Gurgeln verwendet werden. Als Badezusatz 50 g Kamillenblüten auf 10L Wasser. Zur Inhalation eine Handvoll Kamillenblüten oder einige Tropfen des Kamillenöls auf heißes Wasser geben.Bereitung eines Teeaufgusses
1 Esslöffel Kamillenblüten (ca. 3 g) mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochend!), 5 – 10 Min. ziehen lassen und abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Korbblütler (Asteraceae) müssen Kamillenzubereitungen gemieden werden.
Nebenwirkungen
Selten Allergien
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kapland-Pelargonie
Botanische Bezeichnung
Kapland-Pelargonie – Pelargonium sidoides DC.
Familie
Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Pelargonien sind in Südafrika heimisch und bei uns nur als Zierpflanzen bekannt, fälschlicherweise unter der Bezeichnung „Geranien“. Sie sind den Arten der Gattung Geranium - bei uns bekannt als „Storchschnabel“ - in der Tat sehr ähnlich, die Blüten sind jedoch leicht monosymmetrisch, die der Geranium-Arten radiärsymmetrisch. Wie bei dem hier heimischen Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) tragen die Früchte der Pelargonium-Arten ebenfalls einen langen Schnabel. Mit ihm werden die Samen gleichsam heraus katapultiert und fallen dadurch weit von der Mutterpflanze entfernt auf die Erde, ein sehr besonderer Mechanismus der Samenverbreitung. Auf den typischen Schnabel der Früchte weist auch der Gattungsname Pelargonium hin, der sich von griech. ‚pelargos’ (= Storch) ableitet, in der Übersetzung haben wir es somit auch mit einem „Storchschnabel“-Gewächs zu tun.
Die Kapland-Pelargonie ist ein Kleinstrauch, 20 bis 80 cm hoch, und kommt in Höhenlagen bis zu 2000 m von Lesotho über Teile Transvaals und des Orange Free State bis in den Nordosten des Kaplandes vor. Ihre herzförmigen Blätter sind dicht mit Drüsenhaaren besetzt, was ihnen ein silbrig glänzendes Aussehen verleiht. Die Blüten sind dunkelrot bis schwarz. Mit ihrem ausgeprägten Wurzelsystem kann die Pflanze Dürre und Brände überleben. Die einzelnen Wurzeln sind 1 bis 3,5 cm dick und gliedern sich in kurze, knollige und lange, unverdickte Abschnitte. Sie wird auch „Afrikanische Umckaloabowurzel“ genannt. „Umckaloabo“ setzt sich aus zwei Begriffen der Zulu-Sprache zusammen: ‚umKhulkane’ heißt so viel wie „Beschwerden/Erkrankung der Lunge“, ‚uUhlabo’ bedeutet „Schmerzen im Brustbereich“. Damit ist auch der traditionelle Gebrauch der Wurzel dokumentiert.
Im Jahre 1897 reiste der lungenkranke Engländer Charles Henry Stevens auf Anraten seines Arztes ins klimatisch günstige Südafrika. Dort wurde er von einem pflanzenkundigen Zulu auf die Kapland-Pelargonie aufmerksam gemacht und wurde mit einer Abkochung der Wurzel erfolgreich behandelt und geheilt. Er führte daraufhin diese geheime Medizin in England ein. Der frühere Missionsarzt Dr. Adrien Sechehaye erfuhr 1920 von diesem Heilmittel und behandelte damit in den folgenden Jahren 800 Patienten. 1930 veröffentlichte er seine Erkenntnisse, woraufhin die Umckaloabowurzel in Europa zur Behandlung von Tuberkulose eingeführt wurde. Heutzutage kann allerdings Tuberkulose mit Antibiotika wirksamer behandelt werden, sodass die Umckaloabowurzel dafür nicht mehr genutzt wird. In der Phytotherapie von Atemwegsbeschwerden hat sie jedoch heute noch Bedeutung.
Arzneilich wird noch eine zweite südafrikanische Pelargonium-Art genutzt, die P. reniforme Curt., die der Kapland-Pelargonie im Habitus sehr ähnlich ist, mit magentaroten Blüten und einem schwarzen Farbmal auf den Blütenblättern.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete Wurzel. Aus Gründen des Artenschutzes stammt die Droge weitgehend aus Kulturen in Südafrika.
Inhaltsstoffe der Droge
Pelargoniumwurzel enthält Cumarine, Gerbstoffe und einfache phenolische Verbindungen (u.a. Gallussäure).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Pelargoniumwurzel (Pelargonii radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Die Kommission E hat Pelargoniumwurzel nicht bearbeitet.
Klinische Studien belegen die Wirksamkeit bei der Behandlung einer akuten Bronchitis (Zulassung). Die Anwendung von Pelargoniumwurzel bei Nasennebenhöhlenentzündungen ist noch in der Diskussion.Traditionelle Anwendung
Pelargoniumwurzel hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- alkoholische Extrakte in Tropfen
- Trockenextrakt in Tabletten
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: Pelargoniumwurzel wird sinnvoll nur in Form von Extrakten als Fertigarzneimittel angewendet.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Für die Anwendung von Pelargoniumwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Säuglingen unter 1 Jahr darf Pelargoniumwurzel nicht angewendet werden.
Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden; selten leichtes Zahnfleisch- oder Nasenbluten. Sehr selten schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit Gesichtsschwellungen, Atemnot und Blutdruckabfall.
Wechselwirkungen
Eine verstärkte Wirkung von gerinnungshemmenden Arzneimitteln wie Phenprocoumon (Marcurmar) und Warfarin ist nicht auszuschließen.
- Katzenbart/Orthosiphon
Botanische Bezeichnung
Katzenbart – Orthosiphon aristatus (Blume) Miq.
Familie
Lippenblütler (Lamiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Katzenbart ist in tropischen Gebieten Asiens heimisch und in den Buschwäldern Ostindiens, Indochinas und Indonesiens verbreitet. Auf Java und Sumatra wird er auch kultiviert. Ihren Namen verdankt die Pflanze den vier auffallend langen Staubblättern, die, ebenso wie der lange Griffel, geschwungen wie ein Katzenbart, aus den weißen bis blassvioletten Lippenblüten herausschauen. Die Blüten stehen ährenartig endständig in blütenreichen Quirlen, was mit dem Artepitheton ausgedrückt wird: lat. ‚aristatus’ (= mit Ähren versehen). Der Gattungsname Orthosiphon, leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „aufrecht stehendes Rohr“. Die ausdauernde, krautige Pflanze wird bis 60 cm hoch und trägt an ihrem purpurroten, für Lippenblütler typischen vierkantigen Stängel grob gezähnte, zugespitzte Blätter, kreuzgegenständig angeordnet.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter und Zweigspitzen. Die Droge wird aus Indonesien importiert. Im Handel findet man die Droge auch unter der Bezeichnung „Indischer Nierentee“ oder „Javatee“.
Inhaltsstoffe der Droge
Orthosiphonblätter enthalten Kaffeesäurederivate (u.a. Rosmarinsäure) und lipophile Flavonoide (u.a. Sinensetin) sowie oxygenierte Diterpene (u.a. Orthosiphol und Orthosiphon).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Orthosiphonblätter (Orthosiphonis folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß (Kommission E); zur Durchspülung der ableitenden Harnwege, insbesondere bei Entzündungen und Nierengrieß, und unterstützend bei bakteriellen Infektionen der Harnwege (ESCOP).
Das HMPC hat Orthosiphonblätter als traditionelles pflanzliche Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Orthosiphonblätter wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Orthosiphonblätter zur Erhöhung der Harnmenge und damit zur Durchspülung der Harnwege unterstützend bei leichten Blasenbeschwerden eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Nieren (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Geschnittene Orthosiphonblätter als Tee
- Trockenextrakte in Tabletten, Kapseln und Instant-Tees
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 2 bis 4 mal täglich eine Tasse Orthosiphonblättertee trinken; mittlere Tagesdosis 8 bis 12 g Droge. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Drogen wie Hauhechelwurzel, Goldrutenkraut, Birkenblätter oder Brennnesselblätter (Blasen- und Nierentee, Harntee).Bereitung eines Teeaufgusses
2 bis 3 g fein geschnittene Orthosiphonblätter mit ca. 150 mL siedendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen.
Hinweise
Bei einer Durchspülungstherapie muss reichlich Flüssigkeit getrunken werden! Beim Vorliegen von Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit soll eine Durchspülungstherapie mit Orthosiphonblättern nicht durchgeführt werden. Sollten während der Behandlung Fieber, Harnverhalten, Krämpfe beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Einnahme von Orthosiphonblättern während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren und Kindern liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kiefer
Botanische Bezeichnung
(Wald)-Kiefer, Föhre – Pinus sylvestris L.
Familie
Kieferngewächse (Pinaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Dank ihrer Genügsamkeit in Bezug auf Wasser, Boden und Klima ist die harzreiche und an Varietäten reiche Waldkiefer eine wichtige Baumart der europäischen Wälder und reicht weit nach Norden und Osten, bis nach Sibirien. Auch ist sie in höheren Berglagen der Alpen anzutreffen. Ihre schirmförmige Krone ist locker und lässt viel Licht auf die Nadeln fallen. Der Stamm wird bis 40 m hoch und ist bei den älteren Bäumen bis hoch hinauf astfrei. Typisch ist die starke Schuppenborke. Die Nadeln sind 5 bis 10 cm lang und stehen paarweise an Kurztrieben, die den Zweig flaschenbürstenartig ummanteln. Die Kiefer blüht jedes Jahr und bildet dann 2 bis 7 cm lange konische Zapfen, die alleine oder in Gruppen am Zweig hängen.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Die Pflanze selbst wird nicht verwendet, sondern das daraus gewonnene „Kiefernnadelöl“. Es ist ein ätherisches Öl und wird aus den frischen, zerkleinerten Zweigen und den anhängenden Nadeln durch Wasserdampfdestillation gewonnen.
Inhaltsstoffe der Droge
Kiefernnadelöl besteht vorwiegend aus Monoterpen-Kohlenwasserstoffen, hauptsächlich aus Pinen, Caren und Limonen.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität des Kiefernnadelöls (Pini silvestris aetheroleum) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Wärmetherapie) und bei Nervenschmerzen.Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
Kiefernnadelöl in alkoholischen Lösungen (auch Zusatz zu Franzbranntwein), Salben, Cremes, Emulsionen, Ölen und Bädern (Erkältungsbad) zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Innerlich: mehrmals täglich 3 bis 4 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen. Äußerlich: Zur Inhalation einige Tropfen Kiefernnadelöl auf heißes Wasser geben und inhalieren. 5 g Öl als Badezusatz in ein Vollbad (35 – 38°C) geben und 10 bis 20 Min. darin baden.Hinweise
Kiefernnadelöl soll nicht angewendet werden bei Bronchialasthma und Keuchhusten und nie im Bereich der Augen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren Gefahr Glottiskrampf oder Atemstillstand, deshalb nicht im Gesicht auftragen.
Nebenwirkungen
Gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Knoblauch
Botanische Bezeichnung
Knoblauch – Allium sativum L.
Familie
Zwiebelgewächse (Alliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Zentralasien gilt als die Heimat des Knoblauchs, jedoch wird die Pflanze schon sehr lange in Kultur gehalten und fast in der gesamten Welt, besonders im vorderen Orient, angebaut. Der europäische Bedarf an Knoblauch wird durch Kulturen in Südeuropa gedeckt. Die lange Tradition als Kulturpflanze kommt im Artepitheton sativum zum Ausdruck (lat. ‚sativus’ = angebaut, angepflanzt, ausgesät). Die Etymologie des Gattungsnamens Allium ist ungeklärt, möglicherweise leitet er sich von lat. ‚olere’ (= riechen) ab, was auf den markanten Geruch aller Allium-Arten, u.a. Knoblauch, Zwiebel, Bärlauch, Schnittlauch, hindeuten würde. Der deutsche Namen „Knoblauch“ wird mit dem althochdeutschen ‚klobo’ (= gespaltener Stock, Kloben) in Verbindung gebracht, was so viel heißt wie „gespaltener Lauch“. Damit ist die aus den (Knoblauch-) Zehen zusammengesetzte Zwiebel gemeint.
Im Gegensatz zur Küchenzwiebel (Allium cepa) ist der Knoblauch keine Schalenzwiebel mit ineinander geschachtelten Blättern. Seine röhrig-scheidenförmigen, weißen Blätter stehen nahezu nebeneinander rings um die gestauchte Achse. Jedes Blatt umschließt am Grunde 3 bis 5 „Zehen“. So nennt man die dicht aneinander schließenden und dadurch leicht kantigen, krummen Nebenzwiebeln, die auf dem harten, unterseits von Wurzelfasern bedeckten Zwiebelkuchen um die länglich-eiförmige Hauptzwiebel herum stehen. Der essbare Teil einer Zehe besteht aus einem fleischigen Niederblatt des Rhizoms (unterirdischer Sprossteil), das die Knospe röhrig umgibt. Zu ihm dringt man vor, wenn man die weißen und rötlichen papierartigen Hüllen der Zehe entfernt hat. Haupt- und Nebenzwiebeln werden außerdem gemeinsam von mehreren trockenhäutigen, weißlichen Niederblatthüllen umhüllt, was den Anschein erweckt, es handele sich um eine „Zwiebel“.
Die Pflanze selbst ist eine ausdauernde, 25 bis 70 cm hohe Pflanze mit aufrechtem, starrem Stängel, der bis zur Mitte mit flachen, breit-linealen, zugespitzten Laubblättern beblättert ist. Die Blüten sind lang gestielt, verbleiben aber meist im Knospenstadium; die Blütenblätter sind rötlich oder grünlichweiß.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Zwiebeln („Zehen“) in Form von Pulver. Knoblauch wird aus den Mittelmeerländern eingeführt, auch aus China.
Inhaltsstoffe der Droge
In der frischen Knoblauchzehe ist das geruchlose Alliin [(+)-S-Allyl-L-cysteinsulfoxid] enthalten, aus dem beim Schneiden und Trocknen durch Kontakt zum knoblaucheigenen Enzym Alliinase das Allicin (Allyl-2-propenthiosulfat) entsteht. Dieses vermittelt den angenehmen Geruch des frischen Knoblauchs, doch lagert es sich dann spontan in stark riechende, flüchtige Schwefelverbindungen um. Bei der Herstellung der Droge soll das Alliin-Alliinase-System möglichst intakt bleiben, was durch schnelle und schonende Trocknung der Zwiebel erreicht wird.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität von Knoblauchpulver (Allii sativi bulbi pulvis) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungZur Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte und zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen (allgemeine Arterienverkalkung – Arteriosklerose - Atherosklerose) (Kommission E, ESCOP); ESCOP erwähnt auch die volkstümliche Anwendung von Knoblauch bei Infektionen der oberen Atemwege und Erkältungskrankheiten, beurteilt diese aber wegen fehlender klinischer Daten sehr kritisch.
Traditionelle Anwendung
Knoblauch hat keine Listung als traditionelles Arzneimittel (§ 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Knoblauchzwiebelpulver in Dragees und Tabletten
- Knoblauchölmazerat in Kapseln
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Frische Knoblauchzwiebel: Mittlere Tagesdosis 4 g. Die Bereitung eines Teeaufgusses ist nicht sinnvoll, da das im Knoblauch enthaltene Alliin kaum wasserlöslich ist und deshalb kaum in den Tee über geht; ohnehin würde es sich bei der Zubereitung dann spontan zu den unangenehm riechenden Schwefelverbindungen umlagern.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Bei Einnahme von Knoblauch und Knoblauchzubereitungen kommt es zu Veränderungen des Geruchs von Haut und Atemluft.
Es gibt keine Anhaltspunkte für Risiken in der Schwangerschaft und Stillzeit; allerdings gehen Knoblauchsubstanzen in die Muttermilch über. Bei Kindern und Jugendlichen ist das Krankheitsbild der Arterienverkalkung nicht relevant.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Es gibt nicht ganz geklärte Hinweise auf eine mögliche Wirkungsverstärkung von gleichzeitig eingenommenen Antikoagulanzien (Marcurmar u.a.) und den Blutdruck senkenden Arzneimtteln; auch gibt es nicht geklärte Hinweise auf eine mögliche Wirkungsabschwächung des HIV-Proteasehemmers Saquinavir.
- Königskerze
Botanische Bezeichnung
Großblütige Königskerze – Verbascum densiflorum Bertol.
Familie
Rachenblütler (Scrophulariaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Die Königskerze ist in Mittel- und Südeuropa, in Kleinasien, Marokko und vielen anderen Orten der gemäßigten Zone verbreitet. Der Gattungsname Verbascum wurde ins Deutsche übersetzt (lat. ’verbascum’ = Königskerze). Man findet auch Hinweise darauf, dass früher die getrockneten Blütenschäfte mit Harz oder Wachs getränkt als Kerzen bzw. Fackeln benutzt wurden. Mit ihrem reichlich mit goldgelben Blüten besetzten und wie eine große Kerze weit herausragenden Stängel macht die Pflanze ihrem Namen alle Ehre. Dabei unterscheidet man verschiedene Arten; die Großblütige Königskerze zeichnet sich durch ihre Höhe von bis zu 2 m und die im Durchmesser bis 5 cm messenden Blüten aus. Die verschiedenen Artepithetons beschreiben die Besonderheiten, z.B. hier lat. ‚densiflorum’ = dichtblütig.
Die Blätter sind in einer grundständigen Rosette und gegenständig am Stängel angeordnet und filzig behaart. Die gelben, leicht asymmetrischen Blüten stehen zu 2 bis 5 gebüschelt in einer langen Ährentraube. Ihre Blütenblätter sind im unteren Bereich verwachsen, die 2 oberen etwas kleiner als die 3 unteren, außen feinwollig behaart. Auffällig behaart sind auch die 3 kurz gestielten Staubblätter, die 2 lang gestielten Staubblätter sind kahl. Blütezeit ist Juli bis September.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die zur Blütenkrone verwachsenen, getrockneten Blütenblätter mit den daran anhaftenden 5 Staubblättern. Die feine Behaarung der Blütenblätter und die auffallende Behaarung der drei kurz gestielten Staubblätter geben den getrockneten Blüten ein „wolliges“ Aussehen, weswegen die Droge auch als „Wollblumen“ bezeichnet wird. Die Droge des Handels stammt meist aus Kulturen in Ägypten, Bulgarien und Tschechien.
Inhaltsstoffe der Droge
Königskerzenblüten (Wollblumen) enthalten Schleimstoffe, Flavonoide, Triterpensaponine und Iridoide.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Königskerzenblüten - Wollblumen (Verbasci flos) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Laut Arzneibuch dürfen auch die Blüten der Gemeinen Königskerze (Verbascum phlomoides L.) und der Kleinblütigen Königskerze (Verbascum thapsus L.) verwendet werden.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungBei Katarrhen der Luftwege (Kommission E). Das HMPC hat Königskerzenblüten (Wollblumen) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „traditionelle Anwendung“).
Traditionelle Anwendung
Königskerzenblüten (Wollblumen) wurden vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Königskerzenblüten (Wollblumen) zur Besserung der Symptome bei Halsschmerzen im Zusammenhang mit trockenem Husten und Erkältung eingesetzt werden.
Traditionell angewendet in Kombination mit anderen Drogen zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung, auch in Teemischungen (Hustentees)
- Fertigarzneimittel mit Zubereitungen aus Königskerzenblüten werden nicht angeboten.
Dosierung
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Tee aus Königskerzenblüten (Wollblumen) trinken.
Bereitung eines Teeaufgusses
1,5 bis 2 g fein zerschnittene Königskerzenblüten (Wollblumen) mit ca. 150 mL kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 Min. abseihen. Um den Schleim der Droge besser zu nutzen ist es auch sinnvoll, den Aufguss mit kaltem Wasser anzusetzen, nach 2 Stunden abseihen und kurz zum Kochen bringen.
Hinweise
Für die Anwendung von Königskerzenblüten während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 12 Jahren ist abzuraten, weil dies in ärztliche Hände gehört.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kümmel
Botanische Bezeichnung
(Echter) Kümmel, Wiesenkümmel – Carum carvi L.
Familie
Doldengewächse (Apiaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der zweijährige Kümmel kommt in Europa und Asien zerstreut wild vor, angebaut wird er wegen seiner Verwendung als Gewürz in Holland, Ostdeutschland, Polen und Ägypten. Der Gattungsname stammt aus dem Griechischen: ‚karon’ (= Kümmel), abgeleitet von griech. kara (= Kopf, Dolde) oder von griech. ‚kar’ (= Laus), wegen des Läuse-ähnlichen Aussehens.
Im ersten Jahr bildet der Kümmel nur eine Blattrosette aus, im 2. Jahr wächst ein bis zu 1 m hoher, verzweigter Spross heraus, an dem die 2- bis 3-fach gefiederten Blätter mit schmalen Fiedern sitzen. Er blüht im Mai bis Juli mit zahlreichen kleinen weißen bis rosa gefärbten Blüten, die in 8- bis 16-strahligen Dolden angeordnet sind Die im reifen Zustand braunen Früchte sind 3 bis 6 mm lang mit 5 hellen, kantig hervortretenden Rippen. Dabei handelt es sich wie bei allen Doldengewächsen um „Doppelachänen“, die schon vor dem Abfallen leicht in die beiden Teilfrüchte (Achänen) zerfallen.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die reifen Früchte mit ihrem typischen Kümmelgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist und durch das in den Früchten enthaltene ätherische Öl verursacht wird. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Holland, Polen und Ägypten.
Inhaltsstoffe der Droge
Kümmelfrüchte enthalten ätherisches Öl („Kümmelöl“) mit hauptsächlich D-Carvon und Limonen. D-Carvon ist für das typische Aroma verantwortlich.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Kümmel (Carvi fructus)
- Kümmelöl (Carvi aetheroleum)
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Innerlich bei dyspeptischen Beschwerden wie leichte, krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen (Kommission E). Die ESCOP erweitert das Anwendungsgebiet von Kümmel auf die Behandlung von blähenden Koliken bei Kindern und das Roemheld-Syndrom.Traditionelle Anwendung
Kümmelfrüchte allein oder in Kombination zur Unterstützung der Verdauungsfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Zerkleinerte Kümmelfrüchte als Tee, auch in Teeaufgussbeuteln
- Alkoholische Auszüge in Tropfen
- Trockenextrakt in Dragees
- Kümmelöl in magensaftresistenten Kapseln oder Flüssigkeiten
- Kümmel wird häufig auch mit anderen ähnlich wirkenden Drogen bzw. ätherischen Ölen kombiniert verarbeitet.
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich 1 Tasse Kümmeltee warm trinken.
Kümmelöl: mehrmals tägl. 3 – 5 Tropfen auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen. Zum Einreiben des Bauches 10%ig in Olivenöl oder in einem anderen Öl gelöst.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 5 g frisch zerkleinerte Kümmelfrüchte mit 150 mL heißem Wasser übergießen (nicht kochen!), 10 bis 15 Min. ziehen lassen und abseihen. Um die Wirksamkeit zu fördern, sollten Kümmelfrüchte vor der Teezubereitung zerstoßen oder grob gepulvert werden, damit das ätherische Öl in den Tee gelangen kann. Den Tee für Kinder (4-10 Jahre) mit 1 bis 4 g Droge, für Kleinkinder (1-4 Jahre) mit 1 bis 2 g zubereiten.
Hinweise
Bei bestehenden Allergien gegen Doldenblütler (Apiaceae) müssen Kümmelzubereitungen gemieden werden. Langzeitige Aufnahme von Kümmelöl kann zu Leber- und Nierenschäden führen.
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kürbis
Botanische Bezeichnung
Gewöhnlicher Kürbis, Gartenkürbis – Cucurbita pepo L.
Familie
Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gewöhnliche Kürbis ist eine sehr formenreiche Art, deren einzelne Formen jedoch nicht geographisch lokalisiert werden können. Man unterscheidet zwei Unterarten, nämlich die Unterart pepo, zu der alle Kulturformen gehören, und die Unterart texana. Diese ist in Zentral- und Südtexas verbreitet und ist wahrscheinlich die Urform der ganzen Art Cucurbita pepo. Kürbisse werden heute weltweit angebaut. Ihre Früchte sind die größten der Pflanzenwelt und können bis zu 25 kg schwer werden. Botanisch sind es Beeren, wegen der harten Schale auch „Panzerbeeren“ genannt. Ihr Fruchtfleisch ist gelb und schwammig, darin liegen zahlreiche spitzovale, abgeflachte, weißgrünliche oder hellbraune, bis 2 cm lange Samen. Je nach Sorte haben sie eine weiche oder keine Samenschale. Die Früchte werden als Gemüse oder süßsauer eingelegt genutzt, die Samen dienen zur Gewinnung des nussartig riechenden, grünen Kürbisöls. Die über 10 m langen Sprosse des Kürbis kriechen am Boden oder klettern in Blattranken. Die Stängel sind rau behaart und tragen wechselständig große handförmig gelappte Blätter, aus deren Achseln große trichterförmige gelbe, männliche und weibliche Blüten entspringen.
Cucurbita leitet sich vermutlich von dem altindischen ‚Carbhatah’ (= Gurke) mit einer nachträglichen Reduplikation (cu-curbita) ab. In der Kombination mit dem Artepitheton pepo bedeutet dies „reife Gurke“ (griech. ‚pepon’ = reif, weich, mürbe).Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die ganzen, getrockneten, reifen Samen. Die Droge wird aus osteuropäischen Ländern, Österreich, Ungarn und aus Mexiko importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Kürbissamen enthalten fettes Öl, Proteine, Kohlenhydrate, Phytosterole und Tocopherole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Kürbissamen (Cucurbitae semen) ist im Deutschen Arzneibuch (DAB) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Zur Behandlung der Reizblase sowie bei Miktionsbeschwerden bei benigner Prostatahyperplasie (BPH, auch benignes Prostatasyndrom – BPS genannt) - Stadium I bis II (Kommission E). Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: bei nächtlichem und unwillkürlichem Harnabgang.Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Stärkung und Kräftigung der Blasenfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- pulverisierte Kürbissamen in Kapseln und Tabletten
- Trockenextrakt in Kapseln und Tabletten
- Dickextrakt in Kapseln
- Kürbissamenöl in Kapseln
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufgüsse sind nicht sinnvoll; morgens und abends werden 1 bis 2 gehäufte Esslöffel (15 bis 30 g) Kürbissamen gemahlen oder zerkaut mit Flüssigkeit eingenommen.Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Kurkuma - Gelbwurz
Botanische Bezeichnung
Kurkumapflanze, Gelbwurzel – Curcuma longa L. (Syn. Curcuma domestica Val.)
Javanische Kurkuma, Javanische Gelbwurz – Curcuma xanthorrhiza Roxb.Familie
Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Indien, genauer das Gebiet von Bihar, wird als die ursprüngliche Heimat der Gelbwurzel (C. longa) angenommen. Indien ist auch heute das Hauptanbaugebiet der Pflanze, aber auch in anderen tropischen Teilen Asiens sind Kulturen zu finden. Die Javanische Gelbwurz (C. xanthorrhiza) ist im tropischen Südostasien beheimatet und wird in Indonesien, insbesondere auf Java, in Malaysia und im südlichen China kultiviert. Der Gattungsname Curcuma, der auch ins Deutsche als Kurkuma übernommen wurde, geht auf das altindische ‚kunkuman’ (= Safran) zurück, das im Mittelindischen zu ‚kurkuma’ wird. Auch im Arabischen heißt ‚kurkum’ (= Safran). Damit wird die für beide Arten so charakteristische safrangelbe Farbe der Wurzelstöcke (Rhizome) angesprochen, eine Eigenschaft, die durch das Artepitheton xanthorrhiza, abgeleitet von griech. ‚xanthos’ (= gelb) und ‚rhiza’ (= Wurzel), noch weiter betont wird. Das Artepitheton longa bezieht sich auf die langen Nebenrhizome dieser Pflanze, die fingerförmig schräg nach unten wachsen.
Beide Pflanzen sind dem Ingwer derselben Pflanzenfamilie sehr ähnlich. Die großen eiförmig-lanzettlichen Blätter sind grundständig und wachsen mit einem langen Stiel bis zu 1,20 m in die Höhe. Die Nervatur ist parallel. Der ährige Blütenstand mit mehreren Blüten wirkt zapfenartig, ist ca. 10 bis 15 cm lang und 5 bis 7 cm im Durchmesser und steht auf einem von den scheidenartigen Blattstielen umschlossenen, 15 bis 20 cm langen Stängel. Die einzelnen Blüten sind bei C. longa gelb, bei C. xanthorrhiza purpur- oder karmesinrot. Genutzt wird das knollenförmige und fingerförmige, gelbe Rhizom der Pflanzen. Es wird geerntet, wenn die oberirdischen Teile welken. Bei C. longa werden die knolligen Hauptwurzeln teilweise als Stecklinge für neue Kulturen genutzt, die finger- oder walzenförmigen Nebenrhizome werden sofort im kochenden Wasser gebrüht, um das Austreiben während des Trocknens zu verhindern. Bei C. xanthorrhiza werden die knolligen Rhizome geschält, in Scheiben geschnitten und dann bei ca. 50°C getrocknet. Die pulverisierten Rhizome sind ein scharfes Gewürz und ein Hauptbestandteil des Currypulvers.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Wurzelstöcke (Rhizome). Der Curcumawurzelstock (von C. longa) wird aus China, Indien und Indonesien importiert, die Javanische Gelbwurz (von C. xanthorrhiza) ausschließlich aus Indonesien.
Inhaltsstoffe der Droge
Die Rhizome der Curcuma-Rhizome enthalten die scharfen Curcuminoide (Dicinnamoylmethanderivate), Curcumine (gelbe Farbstoffe), ätherisches Öl und reichlich Stärke.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Curcumawurzel (Curcumae longae rhizoma) ist im Deutschen Arzneimittel Codex (DAC), die Qualität der Javanischen Gelbwurz (Curcumae xanthorrhizae rhizomae) im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung Dyspeptische Beschwerden (Kommission E, beide Drogen); zur symptomatischen Behandlung leichter Verdauungsbeschwerden und leichter Leber-Gallen-Beschwerden (ESCOP, Curcumawurzelstock).
Ein durch klinische Studien belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) für Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz lautet: Verdauungsbeschwerden, besonders bei funktionellen Störungen des ableitenden Gallensystems, ferner bei dyspeptischen Beschwerden.
Das HMPC hat Curcumawurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Das HMPC hat Curcumawurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Curcumawurzelstock zur Erhöhung des Gallenflusses eingesetzt werden, um die Symptome einer Verdauungsstörung wie Völlegefühl, Blähungen und verlangsamte Verdauung zu lindern.
Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz wird traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Grob pulversierte Droge als Tee
- Trockenextrakt in Kapseln, Tabletten und Dragees
- wässriger Auszug in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: mehrmals täglich eine Tasse Tee, vor oder zu den Mahlzeiten trinken. Tagesdosis: 1,5 bis 3 g grob pulverisierte Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
0,5 bis 1 g grob pulverisierte Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz mit 150 mL siedendem Wasser versetzen und nach 5 bis 10 Min. abseihen.
Hinweise
Beim Vorliegen eines Gallenverschlusses oder einer Gallenentzündung, bei Gallensteinen und anderen Gallenleiden sowie bei Lebererkrankungen darf Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz nicht eingenommen werden. Wenn die Beschwerden länger als 2 Wochen anhalten oder sich verschlimmern, ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen.
Für die Anwendung von Curcumawurzelstock bzw. Javanische Gelbwurz während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Mitunter Magenbeschwerden; auch können Mundtrockenheit und Blähungen auftreten.
Wechselwirkungen
Keine bekannt