Heilpflanzenlexikon
Hier erhalten Sie einen Überblick über wichtige Heil- und Arzneipflanzen
Die vorliegende Übersicht bietet eine strukturierte Zusammenstellung der wichtigsten Arzneipflanzen, die in Deutschland in pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) als Wirkstoff enthalten sind. Die Monographien enthalten Angaben zu den Pflanzen, zu deren arzneilich genutzten Pflanzenteilen (= Droge im pharmazeutischen Sinne) und Angaben zu den Inhaltsstoffen sowie detaillierte Informationen über die medizinische Anwendung der Pflanzen bzw. Drogen. Weiterhin wird auf die Dosierung und die Zubereitung von Teeaufgüssen eingegangen. Auch werden die notwendigen Warnhinweise gegeben und auf Neben- und Wechselwirkungen hingewiesen.
Die Angaben wollen und können jedoch keine ausschließliche Anleitung zur Selbsttherapie bieten. Bitte lassen Sie sich im Erkrankungsfalle von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder in Ihrer Apotheke beraten.
E
- Efeu
Botanische Bezeichnung
(Gewöhnlicher) Efeu – Hedera helix L.
Familie
Efeugewächse (Araliaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der immergrüne Efeu ist in ganz Europa heimisch und wächst als Kletterpflanze an Bäumen und Sträuchern in Wäldern und Parks. In der Großstadt wie auf dem Dorf bedeckt er Mauern und schattige Ecken. An seinen charakteristisch geformten Blättern ist der Efeu leicht zu erkennen. Er kommt in zahlreichen Kultur- und Gartenformen vor. Der Gattungsname Hedera stammt wahrscheinlich von griech. ‚hedra’ (das Sitzen), womit das Haften der Pflanze an Mauern und Bäumen gemeint ist. Das Artepitheton helix, von griech. ‚helix’ (= Gewundenes), beschreibt das Emporwinden des Efeus an Bäumen. Dies kann er dank seiner Haftwurzeln, mit denen er sich auf der Unterlage fest verankert. Das deutsche Wort Efeu geht wahrscheinlich auf einen alten Wortstamm ‚ebah’ oder ‚ifig’ zurück, was soviel wie „Kletterer“ heißt. Dieser Wortstamm wurde dann mit „heu“ verbunden, althochdeutsch ‚ep-höu’ oder ‚ebe-höu’.
Der Efeu ist ein kriechendes oder kletterndes, stark verzweigtes Holzgewächs. Mit Haftwurzeln haftet er an seiner Unterlage. Die Blätter der nicht blühenden Sprosse sind charakteristisch 3- bis 5-lappig mit herzförmigem Grund, ledrig und dunkelgrün, glänzend, oft mit heller Nervatur. Die Blätter an der blühenden Sprosse sind rautenförmig bis lanzettlich und lang zugespitzt. Die braunen Blüten sind wenig auffällig und stehen in kugeligen Halbdolden, diese traubig angeordnet. Blütezeit ist September/Oktober. Im darauf folgenden Jahr reifen die Früchte heran. Die blauschwarzen Beeren stehen dann in dekorativen, kugeligen Dolden. Gerne werden sie in Blumensträuße und Gestecke eingebunden. Vorsicht: die Beeren können bei Kindern Vergiftungserscheinungen hervorrufen!Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die im Frühjahr geernteten, getrockneten Blätter. Die Droge wird aus osteuropäischen Ländern importiert.
Inhaltsstoffe der Droge
Efeublätter enthalten Triterpensaponine, hauptsächlich Hederacoside, Flavonoide, Kaffeesäurederivate und Sterole.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Efeublätter (Hederae folium) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Katarrhen der Luftwege; symptomatische Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen (Kommission E); ESCOP ergänzt: bei Husten, insbesondere, wenn dieser mit einer übermäßigen Absonderung eines zähflüssigen Schleims begleitet ist.
Ein durch klinische Daten belegtes Anwendungsgebiet (Zulassung) lautet: zur Besserung der Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen; Erkältungskrankheiten der Atemwege.
Das HMPC hat die innerliche Anwendung von Efeublättern als Expectorans bei produktivem Husten als „medizinisch allgemein anerkannt“ („well-established medicinal use“) akzeptiert (siehe auch „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Efeublätter wurden vom HMPC für folgendes Anwendungsgebiet als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung können Efeublätter als Expektorans im Zusammenhang mit einer Erkältung eingesetzt werden (siehe auch „Anerkannte medizinische Anwendung“).
Efeublätter werden traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Trockenextrakte in Tabletten, Brausetabletten und löslichen Instant-Tees
- Trockenextrakte gelöst in Saft, Tropfen und anderen Flüssigkeiten
- Fluidextrakt in Saft
- Tinktur in Tropfen
- Urtinktur in Saft
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage; Teeaufguss: Teezubereitungen von Efeublättern sind nicht gebräuchlich.
Bereitung eines Teeaufgusses
entfällt
Hinweise
Für die Anwendung von Efeublätter während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Bei Kindern unter 2 Jahren sollten Efeublätter nicht angewendet werden, da sich die Atemsymptome verschlimmern können; zur Anwendung bei Kindern zwischen 2 und 4 Jahren sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Ebenso ist bei Atemnot, Fieber oder eitrigem Auswurf ärztlicher Rat einzuholen. Auch eine gleichzeitige Gabe von Antitussiva wie Codein oder Dextromethorphan sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Nebenwirkungen
Bei empfindlichen Personen kann es zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Frische Efeublätter und der Blattsaft können allergische Kontaktdermatiden hervorrufen.
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Eibisch
Botanische Bezeichnung
Echter Eibisch – Althaea officinalis L.
Familie
Malvengewächse (Malvaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Eibisch ist in Asien heimisch und ist heute westwärts bis Südosteuropa, ostwärts durch Zentralasien bis China verbreitet, häufig auch als Gartenpflanze verwildert. Der Gattungsname Althaea leitet sich von griech. ‚altheeis’ (= heilkräftig) ab. Das Artepitheton officinalis lässt darauf schließen, dass es sich um eine alte Arzneipflanze handelt, denn die „Offizin“ ist der Verkaufsraum einer Apotheke und ‚officinalis’ bedeutet: in den Apotheken gebraucht.
Der Eibisch wird bis zu 1,50 m hoch und trägt samtig behaarte, 3- bis 5-lappige Blätter mit handförmiger Nervatur. In den Blattachseln stehen große weiße bis rosafarbene Blüten; Blütezeit ist Juli bis September. Vom kurzen Rhizom gehen nach unten die kräftigen, bis zu 50 cm langen graubraunen Wurzeln ab.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die geschälten oder ungeschälten Wurzeln. Das Schälen ist arbeitstechnisch sehr aufwändig und inhaltlich eigentlich nicht gerechtfertigt, entspricht jedoch einer alten Gewohnheit. Die geschnittene Droge kommt immer geschält und in einem typischen Würfelschnitt auf den Markt. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, Russland, Ungarn und Belgien.
Inhaltsstoffe der Droge
Eibischwurzel enthält Schleimstoffe.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Eibischwurzel (Althaeae radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt. Die Qualität von Eibischsirup (Althaeae sirupus) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und trockenem Reizhusten sowie bei leichten Magenschleimhautentzündungen (Kommission E, ESCOP).
Das HMPC hat Eibischwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Eibischwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Eibischwurzel bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten sowie zur Besserung leichter Magenbeschwerden eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Tabletten
- Trockenextrakte in löslichen Instant-Tees
- Wässriger Auszug in Saft und Sirup
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 mal täglich eine Tasse kalt bereiteten Eibischaufguss kalt trinken.Bereitung eines Teeaufgusses
1 Teelöffel (ca. 2 g) geschnittene Eibischwurzel mit ca. 150 mL kaltem Wasser übergießen und unter gelegentlichem Umrühren 1 bis 2 Std. stehen lassen. Danach wird der Ansatz kurz zum Sieden erhitzt, wieder abgekühlt und dann durch ein Teesieb gegeben.
Hinweise
Diabetiker müssen bei Eibischsirup die Angabe des Zuckergehalts auf der Packung beachten.
Für die Anwendung von Eibischwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Von der Anwendung gegen Husten bei Kindern unter 3 Jahren ist abzuraten, weil diese Symptomatik in ärztliche Hände gehört. Von einer Behandlung von Magenbeschwerden bei Jugendlichen unter 12 Jahren ist ebenfalls abzuraten, da keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.Nebenwirkungen
Keine bekannt
Wechselwirkungen
Eibischwurzel soll ½ bis 1 Stunde vor der Einnahme von anderen Arzneimitteln eingenommen werden, da ansonsten die Aufnahme anderer Arzneimittel aus dem Magen-Darm-Trakt verzögert sein kann.
- Eiche
Botanische Bezeichnung
Stiel- oder Sommereiche – Quercus robur L.
Stein-, Trauben- oder Wintereiche – Quercus petraea (Matt.) Liebl.
Flaumeiche – Quercus pubescens Willd.Familie
Buchengewächse (Fagaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Das Vorkommen der Eiche ist schon in der Kreidezeit nachgewiesen. Sie zeichnet sich durch Langlebigkeit bis 2000 Jahre aus, wobei sie dann eine Höhe von 45 m und einen Stammdurchmesser von mehreren Metern erreichen kann. Mit ihrer sehr individuellen, ja eigenwilligen Gestalt beeindruckte sie die Menschen zu allen Zeiten und wurde in alten Kulturen den kraftvollen Gottheiten geweiht. So wurde sie bei vielen indogermanischen Völkern als heiliger Baum verehrt, in Griechenland war sie dem Zeus, bei den Römern dem Jupiter und bei den Germanen Donar geweiht. Kelten, Germanen und Slawen opferten in Eichenhainen. Im Zuge der Christianisierung wurden viele Eichen gefällt. An Wallfahrtsorten wurde die Eiche dann mit Maria in Verbindung gebracht. Auch gilt sie als Sinnbild der Stärke und wurde im 18. Jhdt. in Deutschland zum Symbol des Heldentums.
Das Hauptverbreitungsgebiet der Gattung Quercus liegt in Nordamerika, einige Arten kommen auch in Europa und Westasien vor. Bei uns sind die Stiel- oder Sommereiche, die Stein- oder Wintereiche und die Flaumeiche heimisch. Die drei Arten ähneln sich sehr und bastardisieren auch gerne. Eichen sind Wärme liebend und bevorzugen niedrige, feuchte Lagen. So sind sie Bestandteil unserer Laubwälder; auf kargem Grund wird die Eiche leicht von der Buche vertrieben.
Eichen erkennt man leicht an den typischen, buchtig gelappten Blättern und an der sehr dicken Stammborke. Ihre Früchte, die Eicheln, sind Nüsse, die einzeln in einem beschuppten Fruchtbecher, der Cupula, sitzen. Die Belaubung der Bäume ist eher licht. Die Stieleiche (Q. robur), in Europa am weitesten verbreitet, hat meist einen kurzen Stamm und eine ausladende Krone. Sie kommt auch als Solitärbaum vor. Ihr deutscher Namen bezieht sich auf die lang gestielten Früchte, das Artepitheton robur weist auf die gegenüber dem Splint dunklere Färbung des harten Kernholzes hin (von lat. ‚ruber’ = rot). Sie blüht früher als die Traubeneiche und heißt deshalb „Sommereiche“, die Traubeneiche (Q. petraea) ist die „Wintereiche“. Sie hat einen höheren Stamm, sitzende Früchte, und wächst gerne auf trockenen Gesteinsböden, was sich im Artepitheton petraea widerspiegelt (griech. ‚petraios’ = Felsen-). Die Flaumeiche (Q. pubescens) wächst vorwiegend in Südeuropa, in Deutschland kommt sie nur an den warmen Südhängen des Rheingrabens vor. Sie ist deutlich kleiner (bis 20 m) und trägt an den jungen Zweigen und Blättern eine zarte Behaarung, was sich im Artepitheton niedergeschlagen hat (lat. ‚pubescens’ = flaumhaarig). Die Eiche ist eine Nutzpflanze, denn sie wird zu hochwertigem Bauholz verarbeitet. Früher wurde die Borke wegen ihres Gehalts an Gerbstoffen zum Gerben von Häuten verwendet. Verwendung findet auch die immergrüne, westmediterrane Korkeiche (Quercus suber) mit ihrer bis zu 10 cm dicken Borke, die zu Korken verarbeitet wird.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet wird die getrocknete Rinde frischer, junger Zweige der drei Eichenarten. Die Droge des Handels stammt aus verschiedenen ost- und südeuropäischen Ländern.
Inhaltsstoffe der Droge
Eichenrinde enthält Gerbstoffe, vorwiegend kondensierte Gerbstoffe (Catechingerbstoffe).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Eichenrinde (Quercus cortex) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische AnwendungÄußerlich bei entzündlichen Hauterkrankungen; innerlich bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen; außerdem zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie im Genital- und Analbereich (Kommission E).
Das HMPC hat Eichenrinde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Eichenrinde wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Eichenrinde innerlich zur symptomatischen Behandlung leichter Durchfälle, äußerlich bei leichten Entzündungen der Haut und Schleimhaut angewendet werden. Eichenrinde dient auch zur Linderung von Jucken und Brennen bei Hämorrhoiden, wenn ärztlicherseits eine schwerwiegende Erkrankung ausgeschlossen wurde.
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Eichenrinde als Tee
- alkoholische Extrakte in Badezusätzen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: bei Durchfall 3 mal täglich eine Tasse Eichenrindentee trinken. Tagesdosis 3 g Droge. Zur äußeren Anwendung (Spülungen, Umschläge, Gurgellösung, Bäder) mehrmals täglich anwenden.Bereitung eines Teeaufgusses
Zur innerlichen Anwendung: 1 g der fein geschnittenen oder grob pulverisierten Droge mit kaltem Wasser ansetzen, aufkochen und nach 5 Min. abseihen. Zur äußerlichen Anwendung (Spülungen, Umschläge, Gurgellösung) wird 20 g Droge mit 1 L Wasser, für Voll- und Teilbäder 5 g Droge auf 1 L Wasser in gleicher Weise zubereitet.
Hinweise
Bei länger andauernden und sich wiederholenden Durchfällen sowie bei blutigem Stuhl muss unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Bei fiebrigen und infektiösen Erkrankungen, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und hohem Blutdruck darf nicht heiß gebadet werden. Bei nässenden, großflächigen Ekzemen und Hautverletzungen dürfen Eichenrindenabkochungen nicht angewendet werden.
Für die Anwendung von Eichenrinde während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Allenfalls allergische Reaktionen
Wechselwirkungen
Bei äußerer Anwendung keine bekannt; bei innerlicher Anwendung von Eichenrinde kann die Resorption von gleichzeitig verabreichten Medikamenten verzögert sein; Eichenrinde sollte deshalb im Abstand von mindestens 1 Stunde (vor- oder nachher) eingenommen werden.
- Enzian
Botanische Bezeichnung
Gelber Enzian – Gentiana lutea L.
Familie
Enziangewächse (Gentianaceae)
Wissenswertes zur Pflanze
Der Gelbe Enzian ist eine mittel- und südeuropäische Gebirgspflanze und kommt in den Voralpen, Alpen, im Jura, im Zentralmassiv, in den Pyrenäen sowie im Schwarzwald und den Vogesen vor. Er wächst auf Weiden, ungedüngten Mähwiesen, in der Karflur, in Gebüschen, auf Schutthalden und an Felsen. Der Gattungsname Gentiana stammt von Genthios, dem letzten König der illyrischen Labeaten in Skodra (heute Albanien), der die Wirksamkeit der Wurzel des Gelben Enzians erkannt haben soll. Das Artepitheton lutea nimmt auf die gelbe Farbe der Blüten Bezug (lat. ‚luteus’ = gelb). Die deutsche Bezeichnung „Enzian“ leitet sich vom wissenschaftlichen Gattungsnamen unter Verlust des „G“ ab, althochdeutsch ‚genciane’.
Der Gelbe Enzian wird 45 bis 140 cm hoch, seine Hauptwurzel kann eine Länge von bis zu einem Meter erreichen. Der Stängel ist fingerdick und hohl, im unteren Bereich trägt er die großen elliptischen, bogennervigen Laubblätter. Die gelben Blüten sind lang gestielt und stehen in 3- bis 10-blütigen Trugdolden in den Achseln von schalenförmigen Tragblättern. Die Frucht ist eine spitz-kegelförmige, bis 6 cm lange Kapsel mit zahlreichen Samen. Blütezeit ist Juni bis August.
Aus der frischen Wurzel wird der Enzian-Branntwein („Enzler") gewonnen. Dazu werden die Wurzeln der Fermentation überlassen, dann getrocknet, gehackt und mit Wasser angesetzt und vergoren. Auch kann man die frischen Wurzeln direkt vergären lassen oder diese einer Obstmaische zusetzen. Beim Destillieren des Branntweins gehen die Enzian-Bitterstoffe nicht ins Destillat über, die Enzianwurzeln verleihen dem Destillat jedoch ein sehr charakteristisches Aroma. Alkoholisch-wässrige Auszüge der Wurzel enthalten die Bitterstoffe und finden bei der Herstellung von Apéritif-Getränken (Alpenbitter, Enzianbitter) Verwendung, meist im Gemisch mit anderen Bitterstoffe enthaltenden Pflanzen. Durch starke Sammelaktivitäten im Zusammenhang mit der Herstellung dieser Alkoholika war der Bestand des Gelben Enzians zeitweilig stark gefährdet, was in Bayern zu großen Anstrengungen um einen Anbau führte, was schließlich gelang.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die unterirdischen Organe bestehend aus Rhizom (Wurzelstock) und Wurzeln. Die Droge stammt aus Wildsammlungen in Frankreich, Spanien und den Balkanländern sowie aus Kulturen in Frankreich und Deutschland.
Inhaltsstoffe der Droge
Enzianwurzel enthält Bitterstoffe vom Secoiridoidtyp, Gentisin (gelber Farbstoff) und Kohlenhydrate (u.a. das Trisaccharid Gentianose).
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität der Enzianwurzel (Gentianae radix) ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt.
Medizinische AnwendungAnerkannte medizinische Anwendung
Bei Verdauungsbeschwerden wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen (Kommission E, ESCOP.
Das HMPC hat Enzianwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft (siehe „Traditionelle Anwendung“).Traditionelle Anwendung
Enzianwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langer Erfahrung kann Enzianwurzel bei leichten dyspeptischen und gastrointestinalen Beschwerden und/oder bei vorübergehender Appetitlosigkeit eingesetzt werden.
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion und zur Besserung des Befindens bei Unwohlsein (traditionelle Anwendung nach § 109a).Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- geschnittene Droge zur Teebereitung
- pulverisierte Droge in Dragees
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- Tinktur in Tropfen
- alkoholische Auszüge in Flüssigkeiten
- wässriger Auszug in Flüssigkeiten
- Urtinktur in Tropfen
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Teeaufguss: 3 bis 4 mal täglich eine Tasse warmen Enziantee trinken; auch kombiniert mit anderen Drogen wie z.B. Wermutkraut, Schafgarbenkraut oder Tausendgüldenkraut (Magentees). Zur Appetitanregung soll der Tee jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden nach den Mahlzeiten getrunken werden. Mittlere Tagesdosis: 2 bis 4 g Droge.Bereitung eines Teeaufgusses
1 bis 2 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Enzianwurzel mit siedendem Wasser übergießen und nach 5 Min. abseihen.
Hinweise
Bei bestehenden Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren darf Enzianwurzel nicht eingenommen werden.
Für eine Anwendung von Enzianwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.Nebenwirkungen
Selten Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen, Juckreiz und Kopfschmerzen
Wechselwirkungen
Keine bekannt
- Eukalyptus
Botanische Bezeichnung
Eukalyptusbaum – Eucalyptus globulus Labill.
Familie
Myrtengewächse (Myrtaceae)
Volkstümliche Bezeichnung
Blaugummibaum
Wissenswertes zur Pflanze
Der Eukalyptusbaum ist im subtropischen Regenwald Südaustraliens und Tasmaniens heimisch. Über 600 Eucalyptus-Arten bilden den Großteil des Baumbestands Australiens, viele davon sind wichtige Holzlieferanten, einige davon auch Zierbäume. Der sehr schnell wachsende Baum wurde in den Tropen, Subtropen und anderen frostfreien Gebieten zur Trockenlegung von Sümpfen kultiviert. Man findet den Eukalyptusbaum heute auch in Nordafrika, in Kalifornien bis Chile und im Mittelmeergebiet. Der Name leitet sich ab von griech. ‚eu’ (= schön, gut) und ‚kalyptos’ (= verborgen), was sich auf die Blütenknospen bezieht, die vor dem Aufbrechen von einem festen Deckel bedeckt und damit „gut versteckt“ sind.
Die Bäume können eine Höhe von bis zu 60 m erreichen. Charakteristisch ist deren silbergraue, warzige Rinde und der gedrehte Stamm. Die Blätter junger Bäume sind oval-herzförmig, erst die ledrig-harten Altersblätter haben die so typische sichelförmige Form. Die Blütenknospe steckt in einer dekorativen, silbrigen Kapsel, deren Deckel beim Erblühen abspringt. Die großen weißen Blüten werden von den langen Staubblättern dominiert.Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten Blätter mit ihrem typischen Eukalyptusgeruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Er wird durch ein ätherisches Öl verursacht, das in großen Ölbehältern im Blattgewebe liegt. Im durchschienenden Licht erscheinen deshalb die Blätter drüßig-punktiert.
Die im Handel befindliche Droge stammt aus Importen aus Spanien, Marokko und Russland.Inhaltsstoffe der Droge
Eukalyptusblätter enthalten ätherisches Öl („Eukalyptusöl“) mit seinem aromatischem Geruch nach 1,8-Cineol (Hauptkomponente), außerdem Euglobale und Macrocarpale.
Qualitätsbeschreibungen
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt:
- Eucalyptusblätter (Eucalypti folium)
- Eucalyptusöl (Eucalypti aetheroleum)
- Die Qualität der Eukalyptustinktur (Eucalypti tinctura) ist im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.
Medizinische Anwendung
Anerkannte medizinische Anwendung
Arzneiliche Verwendung findet nur das ätherische Eukalyptusöl und das daraus isolierte 1,8-Cineol. Innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich als Wärmetherapie zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Kommission E, ESCOP).Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Schleimlösung im Bereich der Atemwege (traditionelle Anwendung nach § 109a).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
- Eukalyptusöl oder Cineol in magensaftresistenten Weichgelatinekapseln zur inneren Anwendung, auch in Lutschbonbons
- Eukalyptusöl in Salben, Cremes, Ölbädern (Erkältungsbad), Inhalationsflüssigkeiten zur äußeren Anwendung
Dosierung
Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage;
Eukalyptusöl und Cineol: mittlere Tagesdosis 0,3 – 0,6 g zur innerlichen Einnahme am besten in magensaftresistenten Weichgelatinekapseln. Zur Inhalation 12 Tropfen ätherisches Eukalyptusöl auf kochendes Wasser geben und inhalieren.Hinweise
Von einer Anwendung von Eukalyptusöl während der Schwangerschaft und Stillzeit ist abzuraten, da bisher noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vorliegen. Dies gilt auch für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren.
Eukalyptusöl nie im Bereich der Augen anwenden. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren besteht die Gefahr eines Glottiskrampfs oder Atemstillstands, deshalb Eukalyptusöl nicht im Gesicht auftragen.Nebenwirkungen
In seltenen Fällen Übelkeit und Erbrechen und Durchfall.
Wechselwirkungen
Eukalyptusöl induziert ein Fremdstoff-abbauendes Enzymsystem in der Leber, die Wirkung anderer Arzneimittel kann daher abgeschwächt bzw. verkürzt werden.